Seit Anfang des Jahres sind Gastronomiebetriebe dazu verpflichtet, keine Einweg-Verpackungen aus Kunststoff mehr für den Außer-Haus-Service zu verwenden – welche Alternativen gibt es?
Das Gesetz ist Teil einer EU-Richtlinie und hat das Ziel, Plastikmüll zunehmend zu vermeiden. Um es kleineren Betrieben nicht zu schwer zu machen, dürfen diese ihre Lebensmittel zwar weiterhin in Plastik verpacken, müssen dafür aber gewährleisten, dass ihre Kunden auch eigene Behälter mitbringen können. Solche kleineren Betriebe dürfen maximal 5 Mitarbeiter und eine Ladenfläche von 80m² haben. Den Verbraucher wird es einerseits freuen – so zeigte eine Studie der Universität von Portsmouth, dass in Plastik verpackte Lebensmittel deutlich mehr Mikroplastik als andere Lebensmittel enthalten. Andererseits wird es vielleicht komplizierter? Und vor allem: Wie reagiert man als Gastronom?
Pfandsystem
Die Kette McDonald’s hat 2021 bereits ein Pfandsystem getestet, sodass Kunden die Mehrweg-Verpackungen nach dem Verzehr des Inhalts zurückbringen können. Der wohl größte Vorteil ist, dass dieses Mehrweggeschirr zu 100% wiederverwendbar ist. Der Nachteil – insbesondere bei einem Lieferservice – ist, dass das Geschirr in der Regel nicht zeitnah zurückgegeben werden kann oder gar ganz aus dem eigenen Sortiment verschwindet. Beides hat allerdings auch Vorteile: Wenn der Lieferdienst des gleichen Anbieters wieder kommt, kann man ihm als Kunde das „alte Geschirr gleich wieder mitgeben – damit wäre gewährleistet, dass die Kunden immer wieder bei uns bestellen. Und das verlorene Geschirr? Dies kann man auffangen, indem man einen etwas höheren Pfand verlangt und dadurch die Reserven hat, um das verloren gegangene Geschirr mit einer guten Spanne wieder zu beschaffen. Pfiffig ist es, hierfür Geschirr mit dem eigenen Logo zu verwenden: Sie erinnern sich an die Aschenbecher mit dem eigenen Restaurant-Logo, die immer geklaut wurden? Ja, diese sind prima Werbeträger und stehen jetzt irgendwo herum, wo der Name des Restaurants immer wieder auffällt! Also: Ein ganz passables Werbemittel, noch dazu vom Kunden selbst finanziert!
Suche nach Alternativen
Oft werden Außer-Haus-Gerichte in Alu-Schalen verpackt oder in Alu-Folie eingewickelt. Aluminium hält das Essen bedingt warm, ist wasserdicht und ein weiterhin legaler Verpackungsstoff. Nachteile sind die deutlich höheren Kosten und die Streitbarkeit von Aluminium in Sachen Gesundheitsrisiken, worauf die Verbraucherzentrale immer wieder hinweist. Also nicht optimal.
Stattdessen könnte man auf Papierverpackungen setzen. In der Regel sind diese sogar günstiger als Kunststoff. Wer jedoch in Papier mehr als nur Brötchen oder Pizza verpacken möchte, muss den Karton von innen fettabweisend beschichten. Das Problem dabei: Diese Beschichtung war bisher in der Regel aus Kunststoff und darf laut dem Verpackungsgesetz ebenfalls nicht mehr zur Anwendung kommen. Glücklicherweise gibt es auch hier Lösungen: Zum Beispiel lässt sich PLA – ein Kunststoff, der aus Maisstärke hergestellt werden kann – biologisch abbauen. Die Verpackungsindustrie hat bereits große Teile ihrer Produktion auf solche Alternativen umgestellt: Kompostierbare Menü-Boxen, biologisch abbaubare Suppenbehälter – alles ist inzwischen möglich. Als Vorreiter für den nächsten Schritt sind klassische Eisdielen in Italien anzusehen, wo das Gelato in der Regel nur in der Waffel verkauft wird. Womöglich lässt sich das Konzept der essbaren Verpackung auch auf andere Speisen übertragen – wäre ideal.
Besteck
Natürlich darf auch Einweg-Besteck aus Plastik nicht mehr verwendet werden. Auch hier ist wieder die Verwendung von Mehrweggeschirr – also Besteck aus Metall – möglich und mit einem Pfandsystem durchaus praktikabel. Ähnlich wie bei den Stäbchen zum Rühren eignen sich aber auch Löffelchen und Gäbelchen aus Holz. Auch hier geht der Fast-Food-Riese McDonald’s mit einem Beispiel voran und bietet bereits Holzlöffel für Eis. Dadurch ist uns aber auch schon ein Nachteil bekannt, denn die Oberfläche der Holzlöffel wird beim Gebrauch zunehmend rauh und sogar spröde, was keine angenehme Begleiterscheinung ist.
Umstieg und Folgen
Der Umstieg auf nachhaltigere Verpackung wirkt sich gut auf das Image eines Betriebes aus. Eine zunehmend umweltbewusste Kundschaft, die sonst vor lästigen Plastiktüten zurückgeschreckt ist, könnte jetzt zu Ihren Gunsten entscheiden. Ebenso konsequent wäre es, die Gäste anzuhalten, doch lieber wieder in Ihrem Restaurant Platz zu nehmen, was auch das Ziel des Gesetzes zu sein scheint: Bei Getränken müssen Betroffene nämlich immer eine Mehrwegverpackung anbieten – und ganz ehrlich: Am besten schmeckt die Pizza dampfend frisch aus dem Ofen und der Rotwein dazu am besten aus einem schönen Kristallkelch – beides erhalten die Gäste natürlich nur im Ristorante… Aber gut – die Pandemie hat gezeigt, dass wir uns nie nur auf unseren Gastraum verlassen dürfen!
Höchstwahrscheinlich werden nachhaltigere Einweg-Verpackungen durch die plötzlich enorm erhöhte Nachfrage vorübergehend teurer als ihre Vorgänger sein – und das zusätzlich zur gegenwärtigen Inflation. Möglicherweise wird es in den ersten paar Monaten sogar zu Engpässen kommen, da die Hersteller die überarbeitete Produktion selbst erst richtig in Gang bringen müssen. Es sei auch erwähnt, dass für jeden Verstoß gegen die Richtlinien Bußgelder von bis zu 10.000 Euro drohen können.
Kosten auffangen
So, wie die Eigenwerbung auf den Tellern einen potenziellen Mehrwert darstellt, so ist es auch für andere Objekte ein Potenzial. Zum Beispiel bieten einige Pizza-Karton-Hersteller die Kartons günstiger an, wenn sie darauf ihre Werbung abdrucken. Genauso ließe sich Drittanbieterwerbung auf die Kartons drucken, was vor allem lokal und regional attraktiv sein kann.